Seit vielen Jahren engagiert sich Straßenkinder e.V. in Berlin für sozial benachteiligte junge Menschen. Im Kinder- und Jugendhaus BOLLE werden täglich bis zu 150 Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien mit verschiedenen Freizeit- und Bildungsangeboten betreut. Für die Jungen und Mädchen im Alter von 5 bis 18 Jahren ist das Haus BOLLE zu einer wichtigen Anlaufstelle und zu einem zweiten Zuhause geworden.
Mit Beginn der Corona-Pandemie ist die Arbeit mit den Kindern dort aber nur noch eingeschränkt möglich. Wie Schulen und Kindergärten musste auch das Haus BOLLE seinen Betrieb schließen. Ein direkter Austausch untereinander und das Zusammensein in Gruppen, die für die Kinder- und Jugendbetreuung wesentlich sind, dürfen vorerst nicht mehr stattfinden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchten nach neuen Wegen, um für die Kinder und ihre Familien da zu sein. Viele arbeiten jetzt von Zuhause aus, versuchen über elektronische Medien Kontakt zu halten.
Große Sorgen machen vor allem jene Kinder, die normalerweise eine Familienhilfe haben. Denn teilweise findet diese staatlich angeordnete Unterstützung jetzt nicht mehr statt. Man befürchtet, dass es bei einer lang andauernden Krise vermehrt zu häuslicher Gewalt und anderen schlimmen Dingen kommt, da niemand mehr die ohnehin problembelasteten Familien begleitet.
Schwierig sind auch Situationen, wo eigentlich eine staatliche Familienhilfe sein müsste, diese aber aufgrund der Teilnahme der Kinder bei den Programmen im Kinder- und Jugendhaus BOLLE bisher vermieden werden konnte. Hier entstehen in den Familien neue schwierige Situationen, die kaum kontrolliert, geschweige denn deeskaliert werden können. Um hier noch irgendwie zu helfen, haben die Mitarbeiter von BOLLE WhatsApp-Gruppen für die Kinder und Eltern eingerichtet. Ebenso gibt es Broadcasts mit täglichen Challenges für die Kinder und Jugendlichen. (Sehen kann man Teile dieses Programms unter bollekids.de)
Auch Hilfsangebote wie zum Beispiel Online-Hausaufgabenhilfe, Familiennothilfe, in Härtefällen Hilfe beim Einkaufen oder ein Sorgentelefon für Kids und Eltern wurden installiert. Die Eltern sind für diese Angebote sehr dankbar: Denn sie sind mit den Kindern den ganzen Tag alleine und oftmals auch mit dem Schulstoff, der zu Hause zu bewältigen ist, völlig überfordert. Besonders die Online-Hausaufgabenhilfen unterstützen die Eltern dabei, ihren Kindern beim Lernen zu helfen. Insbesondere viele Alleinerziehende benötigen nicht nur Zuspruch, sondern ganz praktische Unterstützungsangebote.
Für Straßenkinder e.V. ist es eine große Herausforderung, von einer den Kindern zugewandten „analogen Beziehungsarbeit“ auf eine fast komplett „digitale Hilfe“ umzuschalten. Aber das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist groß. Es wird alles getan, was möglich ist, um weiterhin zu helfen. Die Stiftung Tapfere Kinder, die schon sehr lange mit Straßenkinder e.V. zusammenarbeitet, wird das Jugend- und Kinderhaus BOLLE auch weiterhin fördern.
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